Montag, 15. Mai 2017

Ein kurzer Trip durch Neu England - Regen auf Martha's Vinyard und Cape Cod

Was ist amerikanischer als ein Roadtrip?

Bei meinem beinahe dreiwöchigen Aufenthalt in Boston (Blogpost folgt) musste natürlich auch ein richtig klassischer, amerikanischer Roadtrip auf meinem Programm stehen. Mit dabei: Donuts im Auto, spontane Zwischenstopps, wunderbare Frühstückspensionen und holprige Straßen.

Ein Strand auf Martha's Vineyard im Regen


Der erste Eindruck von Neu Englands berühmter Natur


Die erste Etappe des Roadtrips führte uns auf die Insel Martha's Vineyard. Doch bevor wir dort ankamen, gab es ein paar Unterbrechungen. Wer will schon durchgehend Autobahn fahren, bis er am Ziel ist? (Oder verkenne ich den Sinn eines Roadtrips gerade?).
Der Ort Plymouth ist hauptsächlich dafür bekannt, dass die "Mayflower" dort erstmals gelandet ist. Doch dazu erst später mehr. Am ersten Tag des Roadtrips wollten wir die dünne Landzunge besuchen, die sich nördlich von Plymouth in den Atlantik wagt. Ein holpriges Unterfangen. Mehr Schlaglöcher als Straße trennten uns von dem Leuchtturm, der unser erstes Ziel sein sollte. Auf der nicht asphaltierten Straße kämpften wir uns also durch den Regen, der pünktlich bei unserer Abreise eingesetzt hatte. Die Unebenheiten führten dazu, dass die Sechser-Packung Donuts, die doch irgendwie zu einem Roadtrip dazu gehört (Ihr habt mich ertappt, ich bin ein Donut-Fan - vor allem, wenn es Autobahn-Reststätten mit Dunkin Donut - Drive through gibt!), hoch und runter geschleudert wurde. Dennoch war der Ausblick ein Traum - der zarte Sandstrand, ging in ein wildes Meer über. Durch den Regen war die Stimmung noch eindrucksvoller. Die Urgewalt Wasser, die an der dünnen Landzunge leckte, hatte etwas besonders Wildes.
Die wilde Fahrt durch den Regen, direkt am Strand entlang.
Da es aber mit dem Regen immer schlimmer wurde, mussten wir das Unterfangen letztlich abrechen, da es doch noch eine kleine Wanderung bis zum Leuchtturm gewesen wäre.
Die Ortschaft Plymouth selbst wollten wir uns am Heimweg - in der Hoffnung, dass der Regen bis dahin nachlassen würde - ansehen und so ging es weiter Richtung Woods Hole, wo uns die Fähre auf Martha's Vineyard bringen würde.
Die kleinen Ortschaften am Weg zeigten ein wunderschönes Zusammenspiel zwischen Wald und Stadt. Überall gab es Laubbäume, die entweder blühten oder - als wäre es Herbst - mit bunten Blättern geziert waren. Selbst im Regen konnte ich verstehen, warum Neu England mit ausgesprochen schöner Natur in Verbindung gebracht wird.

Martha's Vineyard - Romantik im Regen


Ich - vor dem Gay Head Light House
Endlich in Martha's Vineyard angelangt, regnet es genauso vor sich hin, wie den ganzen Tag schon. Dennoch wollten wir nichts von der Insel verpassen. Unsere Tour führte uns zum East Chop Light House und durch die kleinen Straßen von Edgartown. Am späteren Abend machte das grauenhafte Wetter eine Pause und wir konnten im Trockenen durch die touristischen Gassen von Vineyard Haven spazieren.
Am nächsten Morgen erwartete uns das leckere Frühstück unserer kleinen Pension: Frische Pancakes, Ham and Eggs, Muffins, Gepäck und Müsli - alles, was mein Frühstück-vergötterndes-Herz liebt.
Leider konnten wir keine zweite Nacht bleiben, denn einen Roadtrip verbringt man ja hauptsächlich on the Road. Weiter ging es also im Auto. Zuerst zum berühmten Gay Head Light House, 1857 in der heutigen Form in Betrieb genommen. Einen großen Vorteil hat das scheußliche Regenwetter schon: Man fährt ganz alleine über die wunderschöne Insel, parkt in Ruhe direkt vor dem Leuchtturm und kann in einsamer Zweisamkeit über die wunderschönen Klippen blicken.
Der "Storyboard Walk" auf
Martha's Vineyard
Nach einem kurzen Zwischenstopp am Strand mit einem romantischen Regenspaziergang, an dem nur die Möwen teilhaben durften, ging es an der Südküste der Insel weiter. Im Auto sitzend erkundeten wir weitere Strände, Wälder und Dörfer. Dabei fanden wir im Wald überraschend den Storyboard Walk - ein kurzer Spaziergang bei dem an den Bäumen eine Geschichte geschrieben steht. Eigentlich für Kinder war ich trotzdem begeistert. Alle paar Meter konnten wir ein bisschen mehr von der Holzente "Duck" erfahren, die unbedingt fliegen lernen wollte.
Als Abschluss kehrten wir zum Edgartown Light House zurück. Leider war auch dieser - so wie alle anderen - nicht zur Besichtigung geöffnet. Bei allen Vorteilen der Vorsaison, manche Nachteile lassen sich nicht leugnen.

Noch mehr Leuchttürme und eine endlos lange Straße


Die Bibliothek von Woods Hole
Nach unserem kurzen Fußweg in Edgartown waren wir so durchnässt, dass wir beschlossen, bis Provincetown ohne Stopp weiterzufahren. Ach, wie haben wir uns in der Planung getäuscht. Kaum waren wir zurück in Woods Hole am Festland angekommen, lies der Regen nach und unsere Entdeckungslust gewann an Stärke zurück. Gleich neben dem Hafen, befindet sich eine kleine Bibliothek, in die ich einfach einen Blick werfen musste. Bei unserem Glück war gerade irgendein Festival (ach, wenn ich nur wüsste, welches) und zwischen den Bücherregalen, erwartete uns eine Sängerin, die mit ihrer Gitarre und Stimme den Raum füllte.
Nach dem spontanen Konzert, beschlossen wir, einen Blick auf den Nobska Leuchtturm zu werfen. Wir hatten Glück, für ein paar zarte Augenblicke, kam die Sonne zum Vorschein und zeigte uns, dass Cape Cod noch schöner sein konnte! Manche Hypes verstehe ich nicht - den rund um diese Gegend schon!
Der Nobska Leuchtturm in Woods Hole
Die Straße weiter nach Provincetown geht immer gerade aus, zwischen endlos scheinenden Baumreihen. Gelegentlich fuhren wir ab, um die Häuser der Gegend zu begutachten und einen kurzen Blick aufs Meer zu werfen, nur um ohne auszusteigen weiter Richtung Norden zu düsen.


Provincetown - Der andere Ufer von Cape Cod


Der erste Spaziergang durch Provincetown
Am frühen Abend erreichten wir Provincetown. 1620 waren hier bereits die Pilgerväter gelandet und hatten sich nach ihrer langen Reise erholt. Um 1900 verwandelte sich die Stadt in eine Künstler- und Schwulenkolonie mit dem modernen Namen: P-Town. Noch heute gilt sie als die liberalste Stadt östlich von San Francisco. 80 Prozent der Häuser sind im Besitz homosexueller "Wash-Ashores". Cape Cod, insbesondere Provincetown, ist eine der teuersten Immobilienmärkte der USA.
Zu sehen gibt es viel, auch wenn die Stadt mit etwas mehr als 3000 Einwohner nicht sonderlich groß ist. Am prominentesten ist das Pilgrim Monument, das 80 m hoch über die Stadt ragt. Ein bisschen außerhalb über einen Steinsteg zu erreichen, gibt es naturbelassene Dünen mit drei Leuchttürmen.

Frühstück <3 <3 <3
Nachdem am letzten Tag unseres Trips der Regen endlich aufgehört hatte und die Sonne zum Vorschein kam, beschlossen wir (nach einem weiteren kaum zu übertreffenden Frühstück) trotz Flut dorthin aufzubrechen.
Bei Ebbe wäre es viel leichter, so kamen wir an eine Stelle, die sich nur barfuß durchs Wasser gehend überquären ließ. Auch auf den Dünen kämpften wir uns schwer voran (der Strand stand immerhin unter Wasser). Dennoch erreichten wir zumindest einen der beiden Leuchttürme, die auf der extra-dünnen und extra schwer zu erreichenden Landzunge standen. Und es hat sich gelohnt. Wieder einmal waren wir die einzige, doch dieses Mal hatten wir das herrliche Wetter auf unserer Seite und konnten gefühlt endlos weit über den glitzernden Atlantik blicken.


Zu dem Leuchtturm, da ganz in der Ferne, sind wir über die
Dünen gewandert
Einer der Leuchttürme von Province Town
aus der Nähe


Ein Museum in zwei Minuten, Angststarre und die Ankunftsstadt der Pilgerväter


Beim Spazieren im Nationalpark, konnten wir einen kurzen Blick zurück
auf das Pilgrim Monument von Provincetown werfen.


Das Kunstmuseum in Dennis
Da wir nur ein Wochenende für den Roadtrip zur Verfügung hatten, war auch die Heimreise mit Zwischenstopps vollgestopft. Der erste Halt war der Seashore Nationalpark. Wunderschön erstreckte sich die Sumpflandschaft vor uns - doch leider kamen wir nicht weit. Eine klitzekleine Schlange hatte sich am Wegesrand gemütlich gemacht - und bei mir eine so tiefgehende Panik ausgelöst, dass das Weitergehen unmöglich war. Da hatte ich doch tatsächlich den Dschungel von Costa Rica und das Outback von Australien überstanden, ohne eine einzige Schlange zu sehen und plötzlich auf Cape Cod, war eine kleine da und hielt mich davon ab, den Nationalpark zu erkunden. Jeder hat wohl die eine oder andere irrationale Angst, mit der er kämpfen muss: Meine sind Schlangen.
Dieser Ausflug war also kürzer als gedacht, darum blieb uns noch genug Zeit um stattdessen einen Zwischenstopp im Cap Cod Museum of Art in Dennis zu machen. Über 900 Bilder sollten uns dort laut Reiseführer erwarten. Leider waren es nicht so viele - oder glücklicherweise, denn kaum eines davon hat mich dazu verleitet, länger als zwei Sekunden hinzusehen. Aber nicht jede Kunst ist für jeden. Für uns hieß es ein erneuter verfrühter Aufbruch.

Der Strand von Sandwich

Mittagessen wollten wir in der Stadt "Sandwich", die uns bestimmt nicht nur mit ihrem Namen lockte. Dort spazierten wir dann auch zum Strand, um einen weiteren Blick auf das Meer zu erhaschen (irgendwie bekomme ich davon einfach nicht genug!). Oh wie traumhaft es doch sein kann, wenn die Sonne hervorkommt. Aber leider sollte sich das schon bald wieder ändern.
Plymouth - die Aussicht auf das Meer :)
Noch hatten wir Glück - auch bei unserem letzten Stopp in Plymouth, America's Hometown, wo die Mayflower gelandet ist. Das Replikat, die Mayflower II, war leider nicht im Hafen anzutreffen, darum spazierten wir gemütlich zum Plymouth Rock (angeblich der Felsen, den die Mayflower-Passagiere bei ihrer Ankunft als erstes berührten) und genossen den Blick über den Hafen.
Mit zunehmender Bewölkung und der bösen Vorahnung, dass der Regen erneut einsetzten würde, machten wir uns auf die letzte Etappe unserer Heimreise.
So schön war also Cape Cod und Martha's Vineyard für mich sogar im Regen, aber noch viel beeindruckender bei Sonnenschein.

Und zum Abschluss

Wenn Du gerne liest (und das tust Du, denn sonst wärst Du nicht so weit gekommen), besuch doch auch meine Website viola.semper.at - dort tauchen immer wieder von meinen Reisen inspirierte Texte auf. Zum Beispiel: Wo das Rauschen des Meeres wartet

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